Aktien des Online-Bezahlspezialisten Wirecard legten gestern kräftige 15 Prozent auf 115 Euro zu und erholten sich damit weiter von den Kursverlusten nach neuerlichen Vorwürfen der Financial Times (FT) zu möglichen dubiosen Geschäftspraktiken aus der letzten Woche. Zusätzlich befeuert wurden die gestrigen Käufe durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die zur Vermeidung weiterer möglicher Kursmanipulationen Leerverkäufe auf Wirecard-Aktien für zwei Monate verboten hat. Damit ist es Shortsellern aktuell unmöglich, neue Netto-Leerverkaufspositionen einzugehen bzw. bestehende Positionen zu erhöhen.
Zudem teilte die Münchner Staatsanwaltschaft mit, dass man inzwischen gegen einen Journalisten der FT ermittle, es geht um mögliche „mutmaßliche Manipulationen„. Alles also Maßnahmen die darauf hindeuten könnten, dass man eher den Dementis des Wirecard-Managements glauben kann, als auf die Vorwürfe der FT zu setzen.
Dass das aktuell auch die Mehrheit der Anleger so sieht, konnte man bereits gestern am Kurssprung ablesen. Und neben die Anleger, die wieder erste Positionen aufbauen, dürften zusätzlich Käufer treten, die aufgrund des Leerverkaufsverbotes jetzt Shortpositionen schließen, um so einen möglichen Short-Squeeze bestmöglich zu vermeiden. Damit dürfte sich der gestrige Trend heute zum Handelsstart fortsetzen, wie auch die vorbörsliche Indikation andeutet. Denn die liegt mit 121,00/121,50 Euro nochmals 5 Prozent über dem gestrigen Schlusskurs.
Trotz allem langsam wieder aufkommenden Optimismus, dass sich die Papiere schnell erholen und wieder Richtung alter Kursstände vor den Vorwürfen klettern sollten Anleger trotzdem äußerst wachsam bleiben und im Hinterkopf behalten, das nach wie vor – trotz Leerverkaufs-Verbots – weiter die Zahl der Spekulanten in dem Wert hoch sein dürfte. Und auch wenn momentan keine Lerrverkäufe möglich sind, können auch ein fehlendes Kaufinteresse und viele Verkäufe (tatsächlich vorhandener) Aktien zu fallenden Notierungen führen. Und wie sensible Anleger immer wieder auf Meldungen rund um Wirecard reagieren, wurde in den letzten Jahre inzwischen mehrfach eindrucksvoll bewiesen.
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