Der Bezahlspezialisten Wirecard hat heute Zahlen für das abgelaufene erste Quartal vorgelegt und in einer ersten Reaktion geht es direkt nach Handelsstart mit der Aktie weiter gen Süden. Aktuell fallen Wirecard unter starken Schwankungen als zweitschwächster DAX-Wert 2 Prozent auf 84,20 Euro. Seit der Vorlage des KPMG-Prüfberichts haben haben die Aktien damit innerhalb der letzten 10 Tage rund 40 Prozent an Wert verloren.
Die mit großer Spannung von den Anlegern erwarteten Ergebnisse der KPMG-Sonderprüfung – die bis zur endgültigen Veröffentlichung zweimal verschoben wurden – ließen die Aktionäre mit mehr Fragen als Antworten zurück. Und damit blieb die große Unsicherheit, bislang der Bremsklotz für weitere Kurszuwächse, unverändert bestehen. Mit entsprechender Auswirkung auf den Wirecard-Aktienkurs.
Etwas Bewegung kam Anfang dieser Woche in die Aktie, als Wirecard – als Reaktion auf den Prüfbericht und die Kritik der Anleger – einen Vorstandsumbau angekündigt hat, bei dem der CEO Markus Braun einen großen Teil seiner Macht im Unternehmen verlieren dürfte. Kurz strebte die Aktie am vergangenen Montag nochmal Richtung 100 Euro-Marke, bevor wieder der Rückwärtsgang eingeschaltet wurde. Wirecard hat viel Vertrauen bei den Anlegern verspielt, und so streiken selbst bei eigentlich positiven Nachrichten, wie diesen Dienstag bei der Bekanntgabe einer neuen Kooperation mit der Varengold Bank, die Käufer.
Blieb als Letztes die Hoffnung auf die für heute angekündigten Quartalszahlen, um den Aktienkurs wieder etwas Leben einzuhauchen. Denn bislang konnte Wirecard noch immer mit einer dynamischen – und häufig besser als erwarten – Geschäftsentwicklung überzeugen. Aber selbst das gelingt dem Zahlungsabwickler heute nicht. Denn Wirecard ist von Januar bis März 2020 langsamer gewachsen als in den Quartalen davor. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen legte das operative Ergebnis (EBITDA) um 26 Prozent auf 199 Mio. Euro zu. Das Wachstum im Vorquartal betrug noch 40 Prozent. Der Konzernumsatz konnte im ersten Quartal um ca. 24 Prozent auf 700 Mio. Euro gesteigert werden. Bei beiden Werten hatten viele Beobachter mit einem stärkeren Wachstum gerechnet.
Für das laufende Geschäftsjahr bestätigt das Wirecard-Management weiter die bislang geltende Prognose, das EBITDA auf 1 bis 1,12 Mrd. Euro zu steigern.
Endgültige Zahlen für das erste Quartal will Wirecard am 16. Juni 2020 veröffentlichen.
Den Anlegern reicht das heute nicht, um wieder Positionen in Wirecard aufzubauen. Damit rückt das bisherige Jahreshoch vom 14. Februar bei 145,60 Euro in immer weitere Ferne, dagegen kommt das Tief des Corona-Crashs vom 16. März bei 79,68 Euro so langsam wieder näher. Bleibt zu hoffen, dass der 16. März weiter (und noch lange) das Jahrestief bleibt!
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