Nur wenige andere Branchen leiden unter der Coronakrise ähnlich stark wie die Tourismusbranche. Hotels und Strände bleiben geschlossen, Flugzeuge am Boden und Reisen wurden und werden massenhaft storniert. Und das Schlimmste: Keiner weiß, wann es wieder normal weitergeht bzw. ob es ein „Normal“ irgendwann wieder geben wird.
Entsprechend sind die Aussichten für Unternehmen in der Reisebrache. Bis Mitte Juni, so der Branchenverband DRV, dürften sich die Umsatzeinbußen auf rund 11 Milliarden Euro belaufen. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass viele – vor allem kleinere – Anbieter die nächsten Monate nicht überleben werden bzw. bereits die Notbremse gezogen haben. Bei den Großen der Branche hofft man noch, dass entweder genügend Reserven für weitere Monate Stillstand vorhanden sind oder der Staat mit milliardenschweren Hilfspaketen einspringt.
Analog zu den Geschäftsaussichten für die nächsten Monaten haben sich die Aktienkurse bei börsennotierten Reiseanbieter entwickelt: einfach katastrophal. Beim Branchenriesen TUI belaufen sie sich seit Ausbruch der Krise Mitte Frebruar, nachdem die Aktien heute weitere 10 Prozent auf 3,05 Euro einbrechen, inzwischen auf 67 Prozent. Und dabei muss man berücksichtigen, dass sie sich zuletzt wieder etwas erholen konnten, in der Spitze rutschten die Papiere um 75 Prozent ab, als sie am 16. März bei 2,42 Euro notierten.
Das es noch weiter abwärts geht, erwartet die US-Investmentbank Morgan Stanley. Deren Analyst Jamie Rollo glaubt, dass die vom deutschen Staat in Aussicht gestellte Finanzhilfe über einen KfW-Staatskredit in Höhe von 1,8 Mrd. Euro bei weitem nicht ausreichen werde und sieht weiteren Bedarf von über einer Milliarde Euro. Und deshalb erwartet er auch, dass TUI nicht um eine „massive“ Kapitalerhöhung herumkommt. Deshalb stuft der Analyst in seiner jüngsten Studie TUI von „Equalweight“ auf „Underweight“ zurück, sein Kursziel kappt er radikal von 13 auf nur noch 1,30 Euro.
Die Herabstufung und Kurszielsenkung durch Morgan Stanley dürfte ein Grund für den heutigen Kurseinbruch der TUI-Aktien sein. Fallen die Aktien tatsächlich auf das neue Kursziel von Morgan Stanley, drohen mittelfristig weiter Kursrückgänge von rund 55 Prozent.
Bildquelle: Pixabay