Das scheinbar unglaubliche ist letzte Woche passiert: Aktien der seit Jahren von Bilanzskandalen erschütterten Holdinggesellschaft Steinhoff N.V. haben innerhalb von nur einer Woche um 87 Prozent verloren. Warum, werden nun viele fragen, ist das so unglaublich? Die Frage beantwortet sich quasi von alleine, wenn man auf die aktuellen Kursnotierungen blickt.
Denn wer hätte geglaubt, dass eine Aktien innerhalb von nur einer Woche noch einmal derart viel verlieren kann, die Ende der vorgegangenen Woche nur noch 0,0173 Euro gekostet hat. Aber was eigentlich kaum noch möglich schien, ist tatsächlich passiert, denn am Ende dieser Handelswoche schlossen Steinhoff-Aktien mit 0,0021 Euro. Man muss beim Schreiben des Beitrages schon sehr genau hinschauen, ob man sich nicht in der dritten oder vierten Nachkommastelle vertut.
Was hier jetzt eigentlich ganz lustig klingt, ist für die seit Jahren leidgeprüften Aktionäre leider eine sehr traurige Wahrheit. Und wie es scheint, dürfte das gesamte Kapitel „Steinhoff + Börse“ bald beendet sein. Wiederum – welche große Überraschung – nicht zugunsten der Anteilseigner.
Denn vor einem Gericht in den Niederlanden hat ein Interessenvertreter der Aktionäre, der gegen den von der Gesellschaft und deren Gläubigern erarbeiteten Umschuldungsplan geklagt hatte, verloren. Damit kann der Plan, der u. a. vorsieht, Steinhoff von der Börse zu nehmen und in einen nicht börsennotierte Holdinggesellschaft umzuwandeln, nun in die Tat umgesetzt werden.
Das bedeutet für die Steinhoff-Aktionäre quasi eine vollständige Enteignung, weshalb auch nur rund zehn Prozent aller Anteilseigner dem Plan zugestimmt haben. Nach einem Delisting verbleiben den Kleinaktionären nur noch „bedingte Stimmrechte“ sowie eine mögliche wirtschaftliche Beteiligung von 20 Prozent am Unternehmenserfolg. Blickt man auf die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, kann sich jeder selbst ausrechnen, was diese Beteiligung in der Praxis noch wert ist…