Groß war der Schock Ende letzter Woche, als der Energieausrüster Siemens Energy wegen der anhaltend großen Qualitätsprobleme bei der Windanlagentochter SIEMENS Gamesa seine Jahresziele einkassieren musste. Games rechnet nun aufgrund von „deutlich erhöhten Ausfallraten bei Windturbinen-Komponenten“ mit wesentlich höheren Kosten als bislang angenommen. Der Betrag könnte sogar bei über einer Milliarde Euro liegen, weshalb sich das Management von Siemens Energy aktuell nicht in der Lage sieht, sowohl für Siemens Gamesa als auch für Siemens Energy eine Gewinnprognose für 2023 abzugeben und deshalb auch die bisherige Gewinnprognose zurücknimmt.
Die Anleger zogen die Reißleine und die in deutschen Leitindex DAX notierten Aktien von Siemens Energy brachen letzten Freitag innerhalb eines Tages um 37 Prozent auf 14,65 Euro ein. Anfang dieser Woche ging der Abwärtstrend dann weiter, nachdem immer mehr Analysten ihre Einstufungen reduziert und die Kursziele zusammengestrichen haben. Das Wochentief wurde am Montag bei 13,77 Euro erreicht.
In der zweiten Wochenhälfte kehrten aber die Käufer zurück und in den letzten beiden Tagen waren die Papiere immer an der Spitze der DAX-Performer zu finden. So auch heute, denn mit einem aktuellen Tagesplus von 3,4 Prozent auf 16,23 Euro sind die Aktien auch heute wieder der stärkste DAX-Wert. Neben mutigen Schnäppchenjägern, die auf dem aktuellen Niveau wieder zugreifen, dürfte heute auch die aktuelle Studie der US-Bank JPMorgan für Unterstützung sorgen.
JPMorgan-Analyst hält Gewinnwarnung für übertrieben
Denn obwohl JPMorgan-Analyst Akash Gupta sein Bewertungsmodell „an dessen jüngste Gewinnwarnung und an seine aktualisierte Prognose angepasst hat“ und im Ergebnis seine Umsatzschätzungen für das laufende und das nächste Jahr reduziert, hält er „die Kursreaktion auf die Gewinnwarnung für übertrieben.
Deshalb bestätigt er auch seine Einstufung für Siemens Energy mit „Overweight“, sein Kursziel sinkt allerdings von 28 Euro auf 23 Euro.
Nach dem Absturz letzte Woche summieren sich auf Wochensicht die Kursgewinne bei Siemens Energy bereits auf knapp 11 Prozent. Trotz gesenktem Kursziel traut JPMorgan den Papieren damit auf dem aktuellen Kursniveau mittelfristig weitere Kurssteigerungen von bis zu 42 Prozent zu.