Auch den dritten Tag in Folge ging der DAX heute zur Handelseröffnung direkt in den freien Fall über und lag beim Tagestief von 12370 Punkten mehr als 400 Punkte im Minus. Dann kommt aber die Abwärtsbewegung, die seit letzten Freitag den DAX bis zum heutigen Tagestief mehr als 1.200 Punkte gekostet hat – zum Stillstand und erste Schnäppchenjäger schlagen zu. Der DAX kann sich von seinem Tagestief inzwischen um 350 Punkte erholen und liegt jetzt „nur“ noch 0,6 Prozent im Minus bei 12.718 Punkten.
Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus schreitet rasant voran und hat die Börsen fest im Griff. Die Angst vor einem Stillstand des öffentlichen Lebens und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft beschäftigt die Anleger zunehmend. Vor allem für die exportlastige deutsche Wirtschaft, die auf weltweit funktionierende Lieferketten angewiesen ist, könnte das immense negative Auswirkungen haben. Und während man in Italien bereits von einer Rezession für das laufende Jahr ausgeht, werden die ersten Coronavirus-Fälle in NRW und Baden-Württemberg gemeldet.
Die Kursverluste der letzten Tage finden auch in der zweiten Reihe heute ihre Fortsetzung. Der MDAX verliert 1,4 Prozent auf 26.921 Punkte, der TecDAX 1,2 Prozent auf 3.016 Punkte und der SDAX gibt 0,9 Prozent auf 11.944 Zähler nach.
Besonders im Blickpunkt der Anleger stehen heute die Aktien von Wirecard, der Aareal Bank, Dialog Semiconductor, Siltronic und Leoni.
Wirecard
Zwischenzeitlich um mehr als sechs Prozent rutschten heute zum Handelsbeginn die Aktien des Zahlungsabwicklers Wirecard ab. Völlig an der Aktie vorbei ging damit die gestern gemeldete Zusammenarbeit mit dem Versicherungskonzern SIGNAL IDUNA bei der Digitalisierung von Versicherungsleistungen. Die Anleger warten weiter gespannt auf den für Ende März angekündigten Bericht zu der von Wirecard selbst initiierten Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG und halten sich weiter mit Käufen zurück. Die Kaufzurückhaltung, gepaart mit dem Ausverkauf am Gesamtmarkt, drückt die Wirecard-Aktien kräftig ins Minus.
Inzwischen können sich die Papiere aber wieder deutlich vom Tagestief bei 116,50 Euro erholen und liegen aktuell „nur“ noch 1,4 Prozent im Minus bei 123,45 Euro.
Aareal Bank
Vorläufige und noch nicht testierte Zahlen hat heute der Immobilienfinanzierer Aareal Bank vorgelegt und dabei über ein Gewinn- und Dividendenrückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr berichtet. Der aber in exakt dieser Größenordnung allgemein erwartet wurde.
Angesichts der Verluste am Gesamtmarkt liegt der aktuelle Kursverlust der im MDAX gelisteten Aktien der Aareal Bank von 2,6 Prozent auf 27,20 Euro noch im „normalen Bereich„.
Dialog Semiconductor
Nur noch knapp im Minus liegen inzwischen die Aktien des Chipherstellers und Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor. Hier hat zwar heute die Schweizer Großbank Credit Suisse ihr Kursziel von 58,50 auf 54,00 Euro in Folge der Anpassung des Bewertungsmodells reduziert. Allerdings bleibt die Einstufung für die Aktien weiter auf „Outperform“, das mittelfristige Kurspotenzial liegt auch beim neuen Kursziel immer noch bei über 50 Prozent.
Aktien von Dialog Semiconductor können sich trotz eines aktuellen Verlustes von 0,9 Prozent auf 35,21 Euro im oberen Drittel des TecDAX platzieren.
Siltronic
Deutlich im Minus liegen immer noch die Aktien des Waferherstellers Siltronic. Die Aktie leidet heute unter einer Herabstufung durch die Bank Metzler, die den Verkauf der Papiere empfiehlt.
Siltronic-Aktien geben aktuell 3,1 Prozent auf 89 Euro nach und bauen damit ihre Verluste innerhalb der letzten drei Tage auf inzwischen über 12 Prozent aus.
Leoni
Die Talfahrt der letzten Tage, Wochen, Monate und Jahre kann – heute zumindest – der Automobilzulieferers Leoni stoppen. Dabei sah es zum Handelsstart erneut düster aus, als Leoni-Aktien mit dem Gesamtmarkt in die Tiefe rauschten und im Tagestief bis auf 9,50 Euro fielen.
Inzwischen schaffen es die Leoni-Aktien sogar ins Plus und gewinnen ein Prozent auf 10,15 Euro. Trotzdem bleibt die Lage angespannt, nachdem Leoni gestern erst bekannt gab, dass sich aufgrund der Krise in der Automobilbranche, internen strukturellen Problemen sowie Sondereffekten aufgrund von Problemen bei einem Großauftrag im abgelaufenen Geschäftsjahr der Verlust beim operativen Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) auf 384 Mio. Euro ausgeweitet hat.
Ob der heute vollzogene „Intrady-Turnaround“ die von vielen lang erwartete Trendwende ist, darf bezweifelt werden. Und so hocken die Anleger weiterhin auf Kursverlusten von über 50 Prozent in den letzten 12 Monaten und mehr als 80 Prozent in den letzten fünf Jahren.
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Bildquelle: Pixabay