Die Freude währte nicht allzu lange. Gestern erklomm der deutsche Leitindex DAX bei 13.754 Punkten ein neues Allzeithoch und heute morgen sah es so aus, als ob sich die Rekordjagd heute fortsetzen würde, denn auch die US-Börsen schlossen gestern erneut auf neuen Allzeithochs. Vorbörslich schaffte es der deutsche Leitindex tatsächlich mit 13.795 Punkten fast über die nächste wichtige Marke bei 13.800 Zähler. Dann gab es aber heute neue Informationen über die immer rasantere Ausbreitung des Coronavirus mit inzwischen über 1.000 Toten in China. Und auch das Robert-Koch-Institut warnt inzwischen, dass es noch offen ist, ob die weltweite Ausbreitung von Covid-19 tatsächlich eingegrenzt werden kann oder ob es nicht doch zu einer Pandemie kommt. Das reichte, um den eh fragilen Anstieg der letzten Tage zum Einsturz zu bringen. Als dann auch noch die asiatischen Börsen überwiegend schwächer schlossen und der Dow Jones vorbörslich mehr als 200 Punkte verliert, brach auch der DAX ein und gab weitaus mehr als die Gewinne vom Vortag ab.
Bereits die Handelseröffnung bei 13.695 Punkten erfolgte rund 55 Punkte unter dem Vortagesschluss, danach ging es rasant abwärts bis aufs Tagestief bei 13.577 Punkten. Danach griffen erste mutige Anleger wieder zu, die weiterhin an eine Fortsetzung der Rekordrallye glauben und der DAX reduziert seine Verluste und liegt am frühen Nachmittag noch mit 0,7 Prozent bzw. 92 Punkten im Minus bei 13.657 Punkten.
Deutlich schwächer präsentieren sich heute auch die Nebenwerteindizes, nachdem es auch hier in den letzten Tagen in schöner Regelmäßigkeit neue Rekordstände zu vermelden gab. Der MDAX verliert 0,7 Prozent auf 29.04 Punkte, der TecDAX gibt ebenfalls 0,7 Prozent auf 3.247 Zähler nach und der SDAX fällt moderat um 0,2 Prozent auf 12.970 Punkte.
Unter den Einzelwerten fallen heute Aktien von RWE, Thyssenkrupp, der Commerzbank, Aurubis, RIB Software und Bastei Lübbe besonders auf.
RWE
An der DAX-Spitze platzieren sich heute die Aktien des Energieversorgers RWE. Für Kauflaune bei den Anlegern sorgt eine Studie der Investmentbank Morgan Stanley, die den Energieversorgungssektor mit seinen Defensivqualitäten aktuell als „attraktiv“ einstufen. Unter den Energieversorgern favorisieren sie RWE als „Top Pick“.
Das gefällt den Anlegern, RWE-Aktien legen trotz fallendem Gesamtmarkt 1,2 Prozent auf 32,84 Euro zu.
Commerzbank
Der mit Abstand stärkste Wert im MDAX ist heute die Commerzbank. Die Bank hat heute Zahlen für 2019 vorgelegt und mit einem Jahresgewinn von 644 Mio. Euro zwar 25 Prozent weniger als im Vorjahr verdient, aber immer noch deutlich mehr als die im Schnitt erwarteten 586 Mio. Euro.
Die Anleger reagieren heute erleichtert und kaufen kräftig Commerzbank-Aktien, die um 5,8 Prozent auf 6,24 Euro zulegen können.
Thyssenkrupp
Nach der Commerzbank zweitstärkster MDAX-Wert ist aktuell der Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp. Und das, obwohl hier heute die Zahlen für das erste Quartal 2019/2020 mit einem Nettofehlbetrag von 372 Mio. Euro ganz furchtbar ausfielen. Das liegt zum einen kräftig unter den Markterwartungen, zum anderen auch meilenweit entfernt von den noch im vergleichbaren Vorjahresquartal erzielten Gewinn von 60 Mio. Euro.
Größter Verlustbringer mit einem Verlust von 164 Mio. Euro war mal wieder die Stahlsparte, den größten Gewinnbeitrag brachte die Aufzugssparte. Sinnigerweise will man die Aufzugsparte verkaufen um sich mehr auf das Stahlgeschäft zu konzentrieren.
Zu Handelsbeginn reagieren die Anleger verschnupft und Aktien von Thyssenkrupp fallen bis auf 10,98 Euro. Inzwischen zeigen sich die Papiere wieder deutlich erholt und notieren 2,7 Prozent im Plus bei 11,43 Euro. Das sollte aber nicht über die mittelfristigen Verluste hinwegtäuschen, in den letzten fünf Jahren haben die Aktien ihren Wert mehr als halbiert. Aber offenbar setzen auf dem aktuellen Kursniveau wieder verstärkt Anleger auf eine mögliche Trendwende. Man darf gespannt sein. In den letzten Jahren war diese Hoffnung stets vergebens.
Aurubis
Und nochmal Zahlen: Denn die gab es heute auch beim Kupferproduzenten Aurubis. Und der Trend der beiden vorgenannten Werte hält, denn auch bei Aurubis fielen die Zahlen schwach aus. Aufgrund niedrigerer Erlöse mit Schwefelsäure und einer anhaltend schwachen Nachfrage nach Flachwalzprodukten fiel das operative Ergebnis vor Steuern (EBT) mit 23 Prozent auf 31 Mio. Euro. Das liegt auch unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Der Gewinn nach Steuern fiel um rund 25 Prozent auf 24 Mio. Euro. Neben der schwächeren Nachfrage ist der deutliche Rückgang aber auch auf einen wartungsbedingten Werksstillstand im Oktober und November letzten Jahres zurückzuführen.
Während bei den beiden Vorgängerwerten aber das Prinzip Hoffnung greift und die Aktien zulegen können, geben Aurubis-Aktien bislang kräftig um 7,7 Prozent auf 49,48 Euro nach und haben die rote Laterne im MDAX.
RIB Software
Positive Nachrichten gibt es heute beim Bausoftware-Hersteller RIB Software. Denn der französische Industriekonzern Schneider Electric will über eine Tochtergesellschaft RIB Software im Rahmen eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebotes zum Erwerb sämtlicher ausstehender Aktien von RIB Software übernehmen. Schneider bietet dazu den RIB-Aktionären 29,00 Euro je RIB-Aktie, was die Transaktion mit ca. 1,5 Milliarden Euro bewerten würde.
Die RIB-Führung findet das Angebot spitze, drei der geschäftsführenden Direktoren haben bereits die Abgabe der Hälfte ihrer Anteile zugesagt.
Spitze dürften viele Anleger heute die Kursentwicklung von RIB-Aktien finden. Denn die springen direkt in Richtung des Übernahmepreises und liegen aktuell mit 29,22 Euro sogar leicht darüber und deshalb rund 42 Prozent im Plus!
Bastei Lübbe
Es ist gerade mal eine Woche her, das sorgte der Verlagskonzern Bastei Lübbe für negative Schlagzeilen, als , er über einen Abschreibungsbedarf von 12 bis 14 Mio. Euro auf seine Games-Tochter Daedalic berichten und deshalb auch sein bislang prognostizierte Jahres-EBIT von +3,5 Mio. bis +5,3 Mio. Euro auf -6,7 Mio. bis 10,5 Mio. Euro korrigieren muss. In der Folge knickten die Aktien heftig ein, alleine am Tag der Bekanntgabe letzte Woche Mittwoch um rund 30 Prozent.
Heute dürfte Bastei Lübbe für etwas Entspannung bei den Aktionären sorgen, denn die vorgelegten Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2019/2020 zeigen ein weiterhin intaktes Kerngeschäft im Bereich „Buch“ und „Romanhefte“. Dazu trug auch ein hervorragendes Weihnachtsgeschäft bei. Von April bis Dezember 2019 lag der Umsatz mit 70,6 Mio. Euro planmäßig leicht unter dem Vorjahreswert (73,5 Mio. Euro). Das bereinigte Kerngeschäft-EBIT – also ohne Berücksichtigung der Abschreibungen auf das Games-Segment – konnte mit 4,8 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden (Vorjahr: 2,1 Mio. Euro).
Die Entwicklung entspannt die Anleger, Aktien von Bastei Lübbe legen kräftig um 6,3 Prozent auf 2,37 Euro zu.
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