Nach dem kräftigen Kurseinbruch zu Wochenbeginn – der DAX rutscht aus dem zuletzt schon arg strapazierten Grund der rasanten Ausbreitung des Coronavirus um mehr als vier Prozent auf 13.035 Punkte ab -startet der deutsche Leitindex heute zu Handelsbeginn den Versuch einer kleinen Erholung. Das gelingt auch kurz, der DAX klettert in den ersten Handelsminuten bis auf sein Tageshoch bei 13.132 Punkten, bevor dann wieder direkt die Verkäufe einsetzen. Inzwischen wurde auch wieder die 13.000er-Marke gerissen, der DAX notiert am frühen Nachmittag 0,4 Prozent tiefer bei 12.982 Punkten.
Auch die Indizes der zweiten Reihe schaffen es nur kurz ins Plus, bevor sie wieder gen Süden abdrehen. Aktuell liegt der MDAX 0,2 Prozent im Minus bei 27.827 Punkten, der TecDAX verliert 0,3 Prozent auf 3.106 Punkte und der SDAX gibt 0,5 Prozent auf 12.193 Punkte nach.
Besonders im Blickpunkt der Anleger stehen heute die Aktien von Wirecard, Grenke, der Commerzbank, Corestate, Leoni, Easy Software und New Work.
Wirecard
Der Zahlungsabwickler Wirecard meldet heute, das er zukünftig den Versicherungskonzern SIGNAL IDUNA bei der Digitalisierung von Versicherungsleistungen unterstützen wird. Dadurch kann SIGNAL IDUNA zukünftig seinen Kunden neue Zahlungsmethoden nahtlos in einer intuitiven Benutzeroberfläche bereitstellen. Verbraucher können dadurch zukünftig Reiseversicherungen online abschließen und direkt bezahlen.
Anders, als sonst üblich, sorgt die Nachricht über die neue Kooperation heute nicht für Kursgewinne bei den Wirecard-Aktien. Im Gegenteil, die geben aktuell weiter um 1,4 Prozent auf 126,65 Euro nach, nachdem bereits gestern Kursverluste von rund vier Prozent verbucht werden mussten. Aktuell blenden viele Anleger die an sich guten Nachrichten rund um den Konzern aus und blicken mit großer Spannung auf den für Ende März angekündigten Bericht zu der von Wirecard selbst initiierten Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG. Mit der Untersuchung will Wirecard ein für allemal die in den letzten Jahren regelmäßig von Journalisten der Financial Times vorgebrachten Vorwürfe zu Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Umsätzen und unsauberen Bilanzierungspraktiken ausräumen. Erst wenn das gelingt, dürfte der Weg für eine nachhaltige Kurserholung geebnet sein.
Grenke
Deutlich zulegen können heute die Aktien des Leasingspezialisten Grenke. Grund ist die aktuellste Studie der Deutschen Bank, in der Analyst Mengxian Sun seine Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel deutlich von 95 auf 110 Euro erhöht.
Dem Ruf des Analysten folgen heute die Anleger und tun, was er empfiehlt: Kaufen. Grenke-Aktien legen aktuell 3,1 Prozent auf 96,55 Euro zu.
Commerzbank
Morgen feiert die Commerbank ihren 150. Geburtstag, im Vorfeld gibt es für Aktionäre nicht wirklich viel zu feiern. Gestern rutschten Commerzbank-Aktien mit dem Gesamtmarkt rund sechs Prozent auf 6,13 Euro ab, heute geht es um weitere 2,2 Prozent auf 5,92 Euro abwärts.
Und auch wenn Cobo-Chef Martin Zielke versucht, vor dem Jubiläum Optimismus zu versprühen und nach einem guten Jahresbeginn „gute Voraussetzungen für eine bessere Renditeperspektive“ sieht und sogar daran arbeitet, die Commerzbank mittelfristig wieder in den DAX zu führen, die Anleger, scheinen das die Anleger aktuell nicht wirklich zu glauben. Der Aktienkurs jedenfalls spricht eine andere Sprache.
CORESTATE
Positiver sieht die Lage heute beim Immobilien- und Vermögensverwalter CORESTATE Capital aus. Dessen Aktien springen heute nach der Vorlage von Zahlen für 2019 und einem optimistischen Ausblick auf 2020 an die Spitze des SDAX. Der Jahresauftakt ist vielversprechend verlaufen, deshalb erwartet das Management einen auf 325 bis 335 Mio. Euro steigenden Umsatz für 2020 (2019: 303 Mio. Euro). Das EBITDA will COREESTATE 2020 auf 180 bis 190 Mio. Euro steigern. Und auch die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr soll von 2,50 auf 2,60 Euro je Aktie erhöht werden.
All das finden die Anleger gut, CORESTATE-Aktien legen um 8,4 Prozent auf 44,60 Euro zu.
New Work
Der Betreiber des Karrierenetzwerk XING, die New Work SE, hat 2019 die prognostizierten Ziele für Umsatz und Ergebnis erreicht. Für das abgelaufene Geschäftsjahr soll die Dividende um 21 Prozent auf 2,59 Euro pro Aktien steigen.
Aktien von New Work legen 1,1 Prozent auf 266 Euro zu.
Easy Software
Völlig misslungen ist heute der Start in den Börsentag beim Spezialisten für Archivierungssoftware und Dokumenten-Management-Systeme, der Easy Software AG. Das Unternehmen hat gestern nachbörslich gemeldet, das sich gezeigt hat, das 2019 „nach den Abschlussbuchungen und noch vor Beginn der Hauptprüfung durch den Wirtschaftsprüfer“ das EBITDA um bis zu 10 Prozent unter den bislang prognostizierten Spanne von 4,7 bis 5,7 Mio. Euro liegen dürfte.
Anleger reagieren enttäuscht und werden die Aktien von Easy Software aus ihren Depots, die deshalb aktuell um 8,3 Prozent auf 5,32 Euro einbrechen.
Leoni
Weiter kräftig abwärts geht es mit den Aktien des Automobilzulieferers Leoni. Und das, wo die Papiere doch mit Kursverlusten innerhalb der letzten 12 Monate von mehr als 50 Prozent und in den letzten fünf Jahren sogar von über 80 Prozent klares Schlusslicht im SDAX sind.
Heute kommen ihr noch ein paar Verlustprozente drauf, nachdem Leoni bekannt gibt, dass sich aufgrund der Krise in der Automobilbranche, internen strukturellen Problemen sowie Sondereffekten aufgrund von Problemen bei einem Großauftrag der Verlust beim operativen Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) auf 384 Mio. Euro ausgeweitet hat. Zwar hatte sich bereits bei den zuletzt vorgelegten Quartalszahlen ein Verlust angedeutet, aber mit der jetzt gemeldeten Dimension hatten die Wenigsten gerechnet.
Und so verwundert es nicht, das noch mehr Anleger die Reißleine ziehen. Leoni-Aktien rutschen mit einem aktuellen Tagesverlust von 6,5 Prozent auf 10,39 Euro und damit ans SDAX-Ende ab.
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Bildquelle: Pixabay