Gestern Mittag berichteten in unserer Mittagsbörse noch über „Signale aus den USA über mögliche geldpolitische Maßnahmen“, hätten aber niemals damit gerechnet, dass das so schnell Realität wird. Denn gestern Nachmittag bereits hat die US-Notenbank FED überraschend den Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt, um so ein Risiko für die Wirtschaftsaktivitäten von US-Unternehmen abzumildern. Der Dow Jones sprang daraufhin kurzfristig um mehr als 600 Punkte bis über die Marke von 27.000 Punkte. Der Effekt verpuffte allerdings wieder recht schnell und der Dow Jones gab bis zum Handelsschluss erneut kräftig um knapp drei Prozent auf 25.917 Punkte nach. Viele Anleger fragten sich, wie groß die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft bereits sein müssen, wenn sich die US-Notenbank zu einem solchen Schritt genötigt fühlt.
Heute allerdings überwiegen die positiven Effekte und der Dow Jones legt im vorbörslichen Handel um mehr als 600 Punkte auf 26.600 Zähler zu. Das beflügelt auch den deutschen Aktienmarkt, wo der DAX bis jetzt 1,5 Prozent auf 12.170 Punkte zulegen kann. Der MDAX klettert 0,9 Prozent auf 26.133 Punkte, der TecDAX ebenfalls 0,9 Prozent auf 2.969 Punkte und der SDAX steigt ein Prozent auf 11.667 Zähler.
Besonders im Blickpunkt der Anleger stehen heute die Aktien von Wirecard, TeamViewer, MorphoSys, Dialog Semiconductor und Evonik.
Wirecard
Trotz der kräftigen Kursgewinne im Gesamtmarkt verlieren Aktien des Zahlungsabwickler Wirecard und sind aktuell das DAX-Schlusslicht. Für die schlechte Stimmung sorgten heute Berichte, u. a. vom Handelsblatt, über eine Strafanzeige von Anlegerschützern aus Wien wegen einer möglichen Zusammenarbeit von Wirecard mit „mutmaßlich betrügerischen Online-Trading-Webseiten sowie illegale Online-Gambline-Webseiten„, für die der Zahlungsabwickler Bankkonten bereitgestellt und Gelder transferiert haben soll.
Die Nachricht kommt, so kurz vor dem für Ende März angekündigten Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer von KPMG, der genau solche Vorwürfe zukünftig ausschließen soll, zur Unzeit. Trotzdem reagieren viele Anleger heute vergleichsweise (gegenüber früherer Fällen) besonnen, so dass Wirecard-Aktien nur 1,1 Prozent auf 120,25 Euro verlieren.
TeamViewer
Einen Kurseinbruch erleben heute die Aktien des Überfliegers der letzten Wochen, des Softwarespezialisten für PC-Fernwartung und Videokonferenzen TeamViewer. Bislang galt TeamViewer als einer der großen Profiteure der Coronakrise, weshalb die Papiere alleine seit Montag letzter Woche bis einschließlich gestern rund 15 Prozent zulegen konnten. Und genau diese kräftigen Kursgewinne sorgen heute dafür, das TeamViewer-Aktien als aktuell schwächster TecDAX-Wert fünf Prozent auf 33,22 Euro verlieren.
Denn das hohe Kursniveau nutzen einige Großinvestoren, um ihre Anteile zu versilbern. So teilte der Finanzinvestor Permira heute mit, dass man 22 Mio. Aktien zu 32 Euro pro Aktien verkauft hat und dadurch 700 Mio. Euro einnimmt. Damit reduziert sich der Anteil von Permira an TeamViewer um elf auf 51,5 Prozent. Immer noch viele Aktien, die mit kräftig Gewinn verkauft werden wollen.
MorphoSys
Kräftig zulegen können heute die Aktien des Biotech-Unternehmens MorphoSys. Das Unternehmen gab bekannt, dass man in den USA zusammen mit dem Partner Incyte die kartellrechtliche Freigabe für den Entwicklungskandidaten Tafasitamab (MOR208) zur weiteren Entwicklung und globalen Vermarktung erhalten hat. Und das löst eine Vorauszahlung von Incyte an MorphoSys von 750 Mio. USD sowie eine Kapitalbeteiligung von Incyte an MorphoSys in Höhe von weiteren 150 Mio. USD aus.
Das feiern die Anleger, MorphoSys-Aktien legen mit 4,9 Prozent auf 105,80 Euro am stärksten von allen TecDAX- und MDAX-Werten zu.
Dialog Semiconductor
Kräftig zulegen können heute auch die Aktien des Chipherstellers und Apple-Lieferanten Dialog Semiconductor. Aktuelle 3,8 Prozent auf 32,60 Euro reichen für den dritten Platz im TecDAX.
Dialog Semiconductor hat heute Zahlen sowie die Prognose für das laufende Geschäftsjahr vorgelegt, die Erwartungen der Anleger erfüllt und Hoffnungen auf eine deutliche Umsatzverbesserung im zweiten Halbjahr 2020 geschürt.
Evonik
Deutlich im Plus notieren auch die Aktien des Spezialchemie-Unternehmens Evonik. Zwar hat Evonik aufgrund des schwächeren konjunkturellen Umfeldes etwas weniger Umsatz erzielt, ist aber für dieses Jahr verhalten optimistisch, den Umsatz stabil halten und ein EBITDA von 2 bis 2,3 Mrd. Euro erzielen zu können (EBITDA 2019: 2,15 Mrd. Euro). Zudem wird die Dividende stabil bei 1,15 Euro pro Aktien gehalten.
Evonik-Aktien klettern 4,7 Prozent auf 23,62 Euro.
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