Rund 4.562 Punkte hat der deutsche Leitindex DAX seit seinem – Corona-bedingten – Jahrestief bei 8.257 Punkten am 19. März zugelegt, ein Plus von 55 Prozent in knapp drei Monaten. Und trotz massenhafter Prognose-Senkungen börsennotierter Unternehmen, milliardenschwerer Hilfsprogramme für Börsenschwergewichte (Lufthansa, TUI) und einem dramatischen Einbruch der deutschen Produktion (im April knapp 18 Prozent) strebt der DAX sogar wieder Richtung 13.000er-Marke und damit seinem Jahres- und Rekordhoch bei 13.789 Punkten. Das ein einem solchen Szenario heftige Korrekturen drohen, war absehbar.
Eine solche erleben die Anleger heute, nachdem heute das Statistische Bundesamt den stärksten Einbruch der deutschen Exporte seit Beginn der Erhebung gemeldet hat. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat ging der Wert der Warenausfuhren der deutschen Unternehmen um 31,1 Prozent auf 75,7 Milliarden Euro zurück. Die Dimension des Einbruch schockte die Anleger und führte zu einem kräftigen DAX-Einbruch. Der verliert nach einem moderaten Handelsstart bei 12.859 Punkten inzwischen 1,6 Prozent auf 12.615 Punkte, nachdem das Tagestief bei 12.503 Zählern markiert wurde.
Im Rückwärtsgang befinden sich auch Werte der zweiten Reihe. Der MDAX fällt 1,7 Prozent auf 26.537 Punkte, der TecDAX 0,9 Prozent auf 3.164 Punkte und der SDAX sogar um 2,2 Prozent auf 11.900 Zähler.
Unter den Einzelwerten fallen heute die Aktien von Wirecard, Volkswagen, der Lufthansa, Fraport und Heidelberger Druck besonders auf.
Wirecard
Weiter turbulent geht es beim Bezahlspezialisten Wirecard zu. Nachdem letzten Freitag bekannt wurde, dass die BaFin den Vorstand des Bezahlspezialisten Wirecard wegen möglicher Marktmanipulationen angezeigt und bereits letzten Freitag zusammen mit der Polizei die Geschäftsräume in der Zentrale München durchsuchten hat, fielen die Aktien gestern kurz unter die 90-Euro-Marke, um danach wieder deutlich bis auf den Schlusskurs von 97,48 Euro zuzulegen.
Heute verlieren die Aktien wieder ca. 2 Prozent auf 95,50 Euro. Wirecard hat in einer Stellungnahme auf die Durchsuchungen angekündigt, mit den Ermittlern zusammenarbeiten zu wollen und „alle von den Behörden im Rahmen der Durchsuchung angeforderten Daten kurzfristig bereitzustellen“.
Volkswagen
Deutlich ins Minus rutschen heute auch die Aktien des Autobauers Volkswagen. Überraschend musste gestern Konzernchef Herbert Diess die Führung der VW-Kernmarke VW an seinen Co-Geschäftsführer Ralf Brandstätter abgeben. Offiziell soll das Diess die Möglichkeit geben, sich mehr auf die Aufgaben an der Spitze fokussieren zu können“.
Sehen die Anleger offensichtlich nicht ganz so, sondern vermuten interne Querelen und Unstimmigkeiten hinter dem Schritt. Entsprechend verlieren VW-Aktien heute knapp drei Prozent auf 147 Euro.
Lufthansa
Ihre Kursrallye der letzten Tage setzten die Aktien der Deutschen Lufthansa auch heute zum Handelsstart fort und kletterten bis auf 12,54 Euro. Ungeachtet des DAX-Abstiegs am 22. Juni haben sich die Aktien damit alleine innerhalb der letzten fünf Handelstage um 30 Prozent verteuert.
Allerdings begannen heute die ersten Anleger, Gewinne zu realisieren. Auch, weil beispielsweise die Analysten der britischen Investmentbank Barclays ihr Kursziel für die Aktien kräftig von 6,20 auf nur noch 4,50 Euro reduzieren und weiterhin raten, Lufthansa-Aktien zu reduzieren. Aktuell liegen Lufthansa-Aktien noch leicht mit 0,3 Prozent im Plus bei 11,89 Euro.
Fraport
Weit hinten im MDAX sind heute auch die Aktien des Flughafenbetreibers Fraport zu finden. Zwar konnte Fraport heute etwas erholte Fluggastzahlen melden, allerdings nur erholt gegenüber der Vorwoche. Im Vergleich zur jeweiligen Vorjahresperiode liegen die 111.823 Passagiere, die in der Zeit vom 1. bis 7. Juni in Frankfurt in ein Flugzeug gestiegen sind, rund 93 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Entsprechend fallen Fraport-Aktien heute um 3,6 Prozent auf 48,18 Euro, mit 47,30 Euro lag das Tagestief aber noch ein ganzes Stück unter dem aktuellen Kurs.
Heidelberger Druck
Ins Minus abgerutscht sind mittlerweile die Aktien des Druckmaschinen-Herstellers Heidelberger Druck, nachdem sie zum Handelsstart noch gut 4 Prozent zulegen konnten. Inzwischen liegen die Papiere 2 Prozent im Minus bei 0,67 Euro.
Heidelberger Druck hat heute gemeldet, dass man wegen der Coronavirus-Krise und anhaltender interner Probleme mit einem deutlichen Rückgang des Umsatzes noch unter den Vorjahreswert von 2,35 Mrd. Euro rechnet. Beim Konzernergebnis rechnet das Management erneut mit einem hohen Verlust, allerdings nicht ganz so heftig wie im Vorjahr. Außerdem sollen im laufenden Jahr weitere 1.600 Stellen im Konzern gestrichen werden.
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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay