Nach dem gestern erzielten neuen Allzeithoch im DAX bei 13.792 Zählern gibt der deutsche Leitindex heute einen großen Teil seiner Gewinne aus den letzten Tagen wieder ab. Vor allem die gestern von Apple ausgesprochene Umsatzwarnung für das erste Quartal aufgrund des Coronavirus rückt dieses zuletzt gerne ausgeblendete Thema wieder verstärkt in den Fokus der Anleger.
Nach einer nahe dem Tagestief schwachen Handelseröffnung bei 13.668 Punkten kann der DAX bis zum frühen Nachmittag einen kleinen Teil der Verluste wieder aufholen, liegt aktuell aber immer noch 0,6 Proezent bzw. 77 Punkte bei 13.706 Zählern.
Durchweg Kursverluste am deutschen Aktienmarkt auch bei den wichtigsten Nebenwerteindizes. Der MDAX fällt 0,6 Prozent auf 29.130 Punkte, der TecDAX 0,8 Prozent auf 3.236 Punkte und der SDAX liegt 1,0 Prozent im Minus bei 12.930 Zählern.
Blickt man kurz vorm Handelsstart auf die US-Börsen, dann dürfte von dort kaum Unterstützung für den hiesigen Markt zu erwarten sein. Der Dow Jones liegt aktuell rund 100 Punkte im Minus.
Unter den Einzelwerten fallen heute die Aktien von HeidelbergCement, der Deutschen Börse, Thyssenkrupp, Dialog Semiconductor, CompuGroup und Patrizia Immobilien auf.
HeidelbergCement
Beim Baustoffzulieferer HeidelbergCement liefen die Geschäfte 2019 gut. Der Umsatz konnte rund vier Prozent auf ca. 19 Mrd. Euro gesteigert werden, das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg sogar um 15 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro. Und auch für 2020 zeigt sich das Management zuversichtlich, dass sich das Geschäft weiter positiv entwickelt.
Die Anleger hatten aber offenbar mit noch besseren Zahlen gerechnet, vor allem der schwache operative Gewinn für Europa hat nach Meinung von Analysten enttäuscht. Deshalb können sich die Aktien von HeidelbergCement dem schwachen Gesamtmarkttrend nicht entziehen und verlieren als schwächster DAX-Wert 2,3 Prozent auf 61,98 Euro.
Deutsche Börse
Aktien der Deutschen Börse stemmen sich heute gegen die Verluste im DAX und legen gegen den Trend zu. Der Börsenbetreiber profitierte im letzten Jahr vom regen Aktienhandel sowie dem starken Trend zum Handel mit innovativen Finanzprodukten und konnte seinen Gewinn 2019 um mehr als 20 Prozent auf über eine Milliarde Euro steigern.
Die Anteilsscheine der Deutschen Börse klettern aktuell um 0,5 Prozent auf 155,75 Euro.
Thyssenkrupp
Mal wieder am Ende des MDAX liegen die Akteien des Industrie- und Stahlkonzerns Thyssenkrupp. Die Anleger zeigen sich offensichtlich enttäuscht über den Verlauf beim geplanten Verkauf der Aufzugssparte. Thyssenkrupp gab heute bekannt, dass man nur noch mit zwei Konsortien von Finanzinvestoren verhandle, also mit dem Konkurrenten Kone auch der Bieter mit dem höchsten Gebot raus ist. Die Thyssenkrupp-Führung schreckte offenbar ein möglicherweise langwieriger Verkaufsprozess an Kone, da im Vorfeld umfangreiche kartellrechtliche Prüfungen anstehen dürfen. Das vermittelt den Eindruck, dass Thyssenkrupp so dringend das Cash aus dem Verkauf der Aufzugsparte braucht, dass man nicht lange auf möglicherweise deutlich mehr Geld warten kann.
Die Anleger ziehen sich weiter stark aus den Papieren zurück, Thyssenkrupp-Aktien fallen 4,5 Prozent auf 10,36 Euro.
Dialog Semiconductor
Fast so schlecht wie Thyssenkrupp schneiden heute die Aktien des Chipherstellers und Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor ab und liegen aktuell auf dem vorsetzen Platz im MDAX. Für den Verkaufsdruck sorgt bei Dialog die nachbörsliche Umsatzwarnung von Apple aufgrund des Coronavirus.
Viele Experten erwarten jetzt, dass sich die Absatzschwierigkeiten auch auf die Ergebnisse von Dialog auswirken könnten. Zwar noch nicht auf die Zahlen zum 4. Quartal, da zu diesem Zeitpunkt Corona noch kein Thema war. Aber für das erste Quartal 2020 sowie das Gesamtjahr 2020 könnten die Problem bei Apple auch direkt auf das Ergebnis von Dialog Semiconductor durchschlagen.
Aktien von Dialog Semiconductor liegen aktuell 4,2 Prozent im Minus bei 37,20 Euro.
CompuGroup Medical
Einer der wenigen Werte, die es heute im TecDAX ins Plus schaffen, ist der eHealth-Spezialist CompuGroup Medical. Grund dafür dürfe eine Kaufempfehlung durch die Analysten von Warburg Research sein. Deren Analyst schätzt die Wachstumsraten wegen der Chancen der Digitalisierung im Gesundheitssektor für CompuGroup höher ein und erhöht deshalb seine Einstufung von „Halten“ auf „Kaufen“, das Kursziel steigt auf 75 Euro.
CompuGroup-Aktien klettern in der Spitze bis auf 67,85 Euro und liegen aktuell noch zwei Prozent im Plus bei 66,30 Euro.
Patrizia Immobilien
Im SDAX legen Aktien des Immobilienkonzerns Patrizia Immobilien heute mit Abstand am deutlichsten zu. Grund sind Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, mit denen Patrizia die eigene Ergebnisprognose schlagen konnte. Das operative Ergebnis klettere überraschend deutlich auf 134,5 Mio. Euro (Prognose 120 – 130 Mio. Euro).
Die Anleger honorieren die Zahlen mit kräftigen Käufen, Patrizia-Aktien legen aktuell sieben Prozent auf 25,50 Euro zu.
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