Nach dem mit 916 Punkten bzw. 7,9 Prozent größten Tagesverlust seit dem 9.11.2001 erholt sich der DAX heute deutlich vom gestrigen Crash. Aktuell legt der deutsche Leitindex zwei Prozent auf 10.837 Punkte zu, nachdem er in den ersten Handelsstunden sogar bis auf 11.028 Punkte klettern konnte.
Von Entspannung ist allerdings noch lange keine Spur. Vielmehr – und da sind sich die meisten Marktbeobachter einig – dürfte es sich um eine technische Gegenreaktion auf die heftigen Kursverluste der letzten zwei Wochen handeln. Denn an der generell schlechten Situation rund um die Coronavirus-Krise, einem kollabierenden Ölpreis und den damit verbundene wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat sich wenig geändert. Zumindest erkennen immer mehr Regierungen, dass es ohne großflächige Hilfsleistungen für ihre Volkswirtschaften nicht gehen wird und kündigen schnelle Hilfsmaßnahmen an.
Vom Vortages-Kurseinbruch deutlich erholt präsentieren sich heute auch die wichtigsten Nebenwerte-Indizes. Der MDAX legt 2,2 Prozent auf 23.613 Punkte zu, der TecDAX 2,3 Prozent auf 2.696 Punkte und der SDAX ebenfalls 2,3 Prozent auf 10.539 Punkte.
Besonders im Blickpunkt der Anleger stehen heute die Aktien von Infineon, Cypress, der Deutschen Post, Schaeffler, Symrise und Uniper.
Infineon / Cypress
Ende letzter Woche gab es noch Zweifel, ob der Chiphersteller Infineon die im Juni letzten Jahres angekündigte 9 Milliarden USD schwere Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor am Widerstand von Mitarbeiter der zuständigen Wettbewerbsbehörde scheitern könnte. Heute kommt von dieser Seite Entwarnung, den Infineon teilt heute mit, dass die CFIUS jetzt die Übernahme von Cypress genehmigt hat.
Infineon-Aktien reagieren auf die Genehmigung zum Handelsstart mit einem Kurssprung von über acht Prozent bis auf 16,88 Euro. Nach leichten Gewinnmitnahmen liegen die Aktien aktuell immer noch 3,6 Prozent im Plus bei 16,37 Euro.
Ebenfalls mit einem Kurssprung reagieren Aktien von Cypress Semiconductor, die aktuell 40 Prozent höher bei 19,73 Euro notieren.
Deutsche Post
An die DAX-Spitze schaffen es die Aktien der Deutschen Post. Der Logistikkonzern hat heute gute Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt und eine Dividendenerhöhung angekündigt. Die Post konnte den Umsatz 2019 um drei Prozent auf 63,3 Mrd. Euro steigern, das Konzernergebnis legte rund 26 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro zu. Die Dividende wird um 10 Cent auf 1,25 Euro pro Aktie erhöht.
Post-Aktionäre reagieren erleichtert, die Aktien steigen um 7,7 Prozent auf 24,36 Euro.
Schaeffler
An die Spitze des SDAX schaffen es heute die Anteilsscheine des Automobilzulieferers Schaeffler. Zwar blickt auf Schaeffler angesichts der vielen Risiken rund um das Coronavirus vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr und auch die Zahlen für 2019 fielen durchwachsen aus. Das EBIT ging 2019 um 16 Prozent auf 1,16 Mrd. Euro zurück, der Gewinn halbierte sich auf 428 Mio. Euro. Und für 2020 rechnet Schaeffler beim Umsatz einen weiteren Rückgang um rund zwei Prozent, das EBIT soll ebenfalls weiter zurückgehen.
Das trotzdem Schaeffler-Aktien einen Kurssprung von knapp zehn Prozent auf 7,07 Euro aufs Börsenparkett liegen, liegt zum einen an den kräftigen Kursrückgängen der letzten Wochen. Zum anderen reagieren viele Anleger auch erleichtert, hatten sie doch mit noch weitaus schlechteren Zahlen gerechnet.
Symrise
Gut liefen die Geschäfte im letzten Jahr beim Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen Symrise. Der Umsatz konnte 2019 um 8 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro gesteigert werden. Das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen legte um 12 Prozent auf 707 Mio. Euro zu, das ergibt eine EBITDA-Marge von 20,8 Prozent. Konzerngewinn kletterte um 10 Prozent auf 304 Mio. Euro. Angesichts des positiven Geschäftsverlaufs kündigt Symrise an, die Dividende von 0,90 auf 0,95 Euro pro Aktie zu erhöhen.
Auf das laufende Geschäftsjahr blickt das Symrise-Management verhalten optimistisch und will schneller wachsen, als der Gesamtmarkt. Damit soll das Umsatzwachstum über vier Prozent liegen, die EBITDA-Marge wird bei mehr als 20 Prozent erwartet.
Symrise-Aktien legen deutliche 5,2 Prozent auf 88,98 Euro zu.
Uniper
Wieder zurück in die Gewinnzone hat es der Energieversorger Uniper 2019 geschafft. Nach einem Verlust von 442 Mio. Euro 2018 betrug der Konzernüberschuss im letzten Geschäftsjahr 644 Mio. Euro. Deutlich rückläufig war dagegen der Konzernumsatz, der deutlich von 91,8 auf 65,8 Mrd. Euro nachgibt. Auch das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) fiel leicht um rund 2 Mio. Euro auf 863 Euro. Das liegt aber immer noch über den durchschnittlichen Markterwartungen (837 Mio. Euro).
Die Geschäftsführung ist mit den erreichten Ergebnissen zufrieden und will die Aktionären deshalb auch am Erfolg beteiligen. Deshalb schlägt der Vorstand eine Erhöhung der Dividende um 28 Prozent auf 1,15 Euro pro Aktie vor.
Uniper-Aktien können heute um 4,4 Prozent auf 25,48 Euro zulegen.
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