Der deutsche Aktienmarkt bleibt weiter im Rückwärtsgang und entfernt sich immer mehr von seinem erst Mitte vorletzter Woche erreichten Zwischenhoch bei 11.125 Punkten. Immer deutlicher werden die langfristigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft durch den Lockdown aller großen Volkswirtschaften. Die EZB erwartet beispielsweise einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone von bis zu 12 Prozent. Und auch die FED rechnet mit kräftigen Rückgängen in den USA und kündigt an, weiter kräftig Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Bei den Anlegern sorgt das aber nicht für Entspannung, sondern zu noch mehr Sorgenfalten.
Der deutsche Leitindex DAX, der mit 10.418 Punkten noch vergleichsweise stark in den Handelstag startet, bricht inzwischen kräftig ein und liegt aktuell mit einem Tagesverlust von 3 Prozent bei 10.220 Bunten und damit auf seinem Tagestief.
Kaum besser sieht es in der zweiten Reihe aus. Der MDAX verliert aktuell 2,6 Prozent auf 22.938 Punkte, der TecDAX 2,3 Prozent auf 2.919 Punkte und der SDAX sogar 3,1 Prozent auf 10.085 Punkte.
Blickt man auf die vorbörslichen Notierungen in den USA, dann dürften dort die Leitindizes erneut auf Tauchstation gehen. Der Dow Jones, der gestern bereits 2,2 Prozent auf 23.247 Punkte verloren hat, verliert vorbörslich weitere 330 Punkte bzw. 1,4 Prozent auf 22.917 Zähler.
Auch bei vielen Einzelwerten geht es heute hektisch zu. Im Blickpunkt der Anleger stehen heute besonders Wirecard, Volkswagen, RWE, Evotec und TeamViewer.
Wirecard
Weiter im Rückwärtsgang bleiben die Aktien des Bezahlspezialisten Wirecard. Heute hat der Konzern Quartalszahlen vorgelegt und über ein weniger dynamisches Wachstum als in den letzten Quartalen berichtet. Das sorgt bei der nach der Vorlage des KPMG-Prüfberichts eh schon angeschlagenen Aktie für weitere Kursverluste, die aktuell beim Kurs von 83,76 Euro bei 2,2 Prozent liegen. Damit hat Wirecard innerhalb der letzten 10 Tage rund 40 Prozent an Wert verloren und nähert sich recht zügig wieder dem bisherigen Jahrestief vom 16. März bei 79,68 Euro.
Volkswagen
Ans DAX-Ende rutschen heute die Vorzugsaktien von Europas größtem Autobauer Volkswagen, die bislang 6,4 Prozent auf 112,08 Euro verlieren.
VW hatte heute bekannt gegeben, dass nach dem jüngsten Wiederanlauf der Werke einige aufgrund der geringen Nachfrage bereits wieder heruntergefahren werden müssen. So soll beispielsweise in Wolfsburg die Produktion des Tiguan und des Touran wieder für vier Tage ausgesetzt werden. Die Anleger erhalten damit bereits einen kleinen Vorgeschmack, was demnächst bilanziell aufgrund der anhaltenden Nachfrageflaute auf VW zukommen wird. Und momentan dürften nicht wirklich viele daran glauben, dass sich auf Jahresfrist hier viel ändern wird. Aktuell haben die Menschen andere Sorgen, als sich ein neues Auto zu kaufen.
RWE
Angesichts des kräftigen Kurseinbruchs am Gesamtmarkt fällt das aktuelle Minus von 1,5 Prozent auf 26,70 Euro beim Energiekonzern RWE noch moderat aus. Denn RWE hat heute trotz Coronakrise ordentliche Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Das EBITDA kletterte von Januar bis März 2020 um 19 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro, das Nettoergebnis erreichte mit 603 Mio. Euro die durchschnittlichen Analystenschätzungen.
Außerdem will RWE für das abgelaufene Geschäftsjahr die Dividende um 5 Cent auf 0,85 Euro pro Aktie erhöhen und bestätigt den Jahresausblick. Das EBITDA soll 2020 bei 2,7 bis 3,0 Mrd. Euro liegen und dann bis 2022 jährlich um 7 bis 10 Prozent steigen.
Evotec
Aktien des Wirkstoffherstellers Evotec legten heute zum Handelsstart gut 3 Prozent bis auf 23,26 Euro zu, konnten die Gewinne aber nicht verteidigen und notieren aktuell mit 22,55 Euro unverändert zum gestrigen Handelstag.
Evotec hat heute vorbörslich Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt und dabei die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Umsatz legte 15 Prozent auf 119 Mio. Euro zu, das operative Ergebnis lag unverändert bei 30 Mio. Euro. Und für das Gesamtjahr bleibt das Evotec-Management weiter sehr zuversichtlich und rechnet mit einem Jahresumsatz von 440 bis 480 Mio. Euro sowie einem EBITDA-Anstieg auf 100 bis 120 Mio. Euro.
TeamViewer
Aktien des Börsenstars der letzten Monate, des Anbieters von Remote-Software, Videokonferenzen und dem vernetzten Arbeiten TeamViewer, gehen heute kräftig in die Knie und liegen mit einem Kursverlust von 9,4 Prozent auf 40,93 Euro aktuell auf dem letzten Platz im TecDAX.
Vorbörslich gab das Unternehmen heute bekannt, dass der Hauptaktionär Permira Kasse gemacht hat und sich von 25 Mio. TeamViewer-Aktien zum Preis von 41 Euro getrennt hat. Damit reduziert sich der Anteil von Permira von 51 auf 39 Prozent.
[adinserter block=“1″]
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay