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Mit dem Zinstief enteignet die Europäische Zentralbank sämtliche Sparer

Ende April ging der ‚Tagesspiegel‘ unter anderem mit dieser Kritikaussage gegen die Europäische Zentralbank voran und kümmerte sich darum, insbesondere Irrtümer in Bezug auf die Niedrigzinspolitik aufzudecken, die von verschiedenen Seiten kommen, darunter auch der US-Regierung unter Donald Trump. Zeit also, diese Aussage in unseren Bezug zu setzen: Handelt es sich um einen Irrtum? Und wie ist es um die aktuellen Kapitalmärkte bestellt?

Enteignung der Sparer ist nur „teilweise richtig“

In seinem Artikel bezieht sich der Tagesspiegel auf die Aussage von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Zwar sind die Zinsen so niedrig wie noch nie und klassische Bankprodukte wie Festgeld, Tagesgeld oder Sparbücher werfen so gut wie keine Rendite mehr ab, zudem zog die Inflation an und Sparer seien im Bezug, das Vermögen sogar zu verlieren; doch man dürfe nicht den Sparer allein sehen, der enteignet wird. Denn der Sparer sei „auch ein Arbeitnehmer, Häuslebauer, Steuerzahler und Unternehmer“ und aus dieser Perspektive „erscheinen die niedrigen Zinsen nicht nur negativ“.

An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob der Kritikpunkt nicht etwa falsch formuliert wird. Möchte man sich tatsächlich auf die Inflation stürzen und aussagen, dass Sparer um ihr Vermögen gebracht werden? Ist die Aussage von Weidmann also in dem Sinne qualifiziert? Oder ist der Kritikpunkt nicht eigentlich der, dass Sparer einfach keine Chance mehr haben, mithilfe von risikoarmen Geldanlagen ihr Vermögen zu vermehren? In der Hinsicht wäre Weidmanns Aussage jedenfalls Quatsch. Denn wer schaut wirklich auf das Gesamtbild von sich selbst, wenn es nur darum geht, gute Zinsen für sein Vermögen zu erhalten…

Keine Zinsen für klassische Bankenprodukte, Aktien und Fonds boomen

Das jedenfalls wäre der wahre Kritikpunkt. Ein Sparer, der sein Geld ohne Risiko vermehren möchte, ist auf Festgeld, Tagesgeld, Sparbücher und sonstige direkte Bankprodukte angewiesen. Durch die Niedrigzinspolitik werden die Zinsen dieser Anlageprodukte so gut wie ausgelöscht. Kreditnehmer freuen sich, dass sie derzeit so günstig wie noch nie Geld aufnehmen können (siehe z.B. ein Kredit von der smava GmbH oder auch von der Auxmoney GmbH), Sparer schauen allerdings in die Röhre und freuen sich noch, wenn sie immerhin Zinsen von über einem Prozent auf den angelegten Geldbetrag erhalten. Viele wandern deshalb ab und suchen nach alternativen Geldanlagen insbesondere auf dem Börsen- und Anleihenmarkt.

Wer sein Geld zu diesen Zeiten vermehren möchte, ist tatsächlich zu diesem Schritt angehalten. Nur risikobelastete Geldanlagen wie Aktien, Wertpapiere, Zertifikate oder Fondsanleihen bringen derzeit ein ordentliches Sparergebnis, können bei falscher Herangehensweise aber auch gefährlich werden. Je höher die Rendite, desto höher auch das Risiko. Und das wird für die Zukunft auch erst einmal so bleiben, denn die Europäische Zentralbank denkt noch nicht darüber nach, von ihrer Niedrigzinspolitik abzuweichen, den Leitzins wieder anzuheben und Strafzinsen für Banken auszulöschen.

Es wird also noch ein wenig so bleiben, wie es jetzt ist. Doch auf ewig kann die Zentralbank das geldpolitische Instrument des Zinstiefs nicht geradezu exzessiv beanspruchen. Ergo: Es kommen wieder bessere Zeiten für risikoscheue Sparer.

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