Bitter ist der Blick auf die aktuelle Tagesperformance beim Pharma- und Agrarchemieriesen Bayer. Die im DAX gelisteten Aktien sacken aktuell um über 13% auf 60,63 Euro ab, sind damit auch der mit großem Abstand schwächste Indexwert. Alleine die Bayer-Kursverluste dürften dem DAX heute ordentlich Punkte kosten.
Schuld ist mal wieder die US-Tochter Monsanto, bzw. natürlich Bayer selbst, die das unkalkulierbare Risiko ja bewusst im letzten Jahr für schlappe 63 Mrd. USD eingekauft haben. Und sich nun mit unzähligen Schadensersatzprozessen um den von Monsanto „mit eingebrachten“ Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup rumschlagen müssen. Unkalkulierbar deshalb, da zum einen die Anzahl der Verfahren wegen eines möglichen Krebsrisikos durch Glyphosat in die Tausende geht, zum anderen die Schadenersatzanspruchshöhen schon mal zweistellige Millionenbeträge erreichen, pro Fall wohlgemerkt. Keiner weiß wirklich, was da demnächst auf Bayer zukommt.
Einen kleinen Vorgeschmack gab es schon letztes Jahr, als Bayer-Aktien bereits massiv einbrachen, nachdem eine Geschworenenjury in den USA einem Krebspatienten Schmerzensgeld über 289 Mio. USD zugesprochen hatte. Zwar einigte man sich später auf rund 78 Mio. USD, was aber angesichts der Vielzahl der anhängigen Klagen trotzdem ein Desaster für Bayer ist.
Heute gab es nun den nächsten Dämpfer. Denn obwohl das Bayer-Management immer wieder Optimismus versprüht und sich sicher zu glauben scheint, dass das ganze zugunsten von Bayer ausgeht, Glyphosat nicht krebserregend ist und deshalb auch keine größeren Rückstellungen für Schadenersatzansprüche bildet, entschied heute ein US-Geschworenengericht erneut zugunsten des Klägers. Die Geschworenen stellten fest, dass der Unkrautvernichter mit verantwortlich war, dass der Kläger an Lympphdrüsenkrebs erkrankt ist. Und noch schlimmer für Bayer, wird diese Geschworenenjury nun auch darüber urteilen, ob Monsanto (also auch Bayer) über mögliche Risiken hinwegtäuscht. Davon wird dann auch abhängen, wie hoch diesmal der Schadenersatzanspruch ausfällt.
Man darf gespannt sein, wie das Ganze jetzt ausgeht. Der Reputationsschaden ist zwar schon riesig, aber finanziell kann es für Bayer demnächst ganz heftig kommen. Das sehen aktuell auch die Anleger so und ziehen massiv die Reißleine. Auf Sicht von zwölf Monaten summieren sich die Kursverluste zwar bereits auf knapp 25%. So lange aber nicht absehbar ist, was an finanziellen Belastungen aus Schadensersatzansprüchen gegenüber Monsanto tatsächlich auf Bayer zukommt, so lange drängt sich hier kein der Kauf der Bayer-Aktie auf.
Was Anleger noch weniger mögen, als schlechte Geschäfte in der Gegenwart, sind unkalkulierbare Risiken in der Zukunft.
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