Die Balsam AG, damals ansässig im westfälischen Steinhagen bei Bielefeld, ist ein markantes Beispiel für Wirtschaftskriminalität in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Aufdeckung dieses Falls erfolgte im Jahr 1994, parallel zur bekannten Schneider-Affäre.
Die Anfänge und der Aufstieg der Balsam AG
1965 wurde die Balsam AG von Friedel Balsam ins Leben gerufen. Mit einem Startkapital von lediglich 7000 DM gelang es Balsam, ein blühendes mittelständisches Unternehmen aufzubauen. Dieses Unternehmen beschäftigte über 1000 Mitarbeiter und generierte dreistellige Millionenumsätze. Es entwickelte sich zum weltweit größten Hersteller von Sportböden. Die Haupttätigkeiten der Balsam AG umfassten die Ausstattung von Stadien, Tennisplätzen, Turnhallen und Laufparcours mit Böden und Kunstrasen. Ihre Präsenz war sogar bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften spürbar. Der Höhepunkt dieses Erfolgs wurde in den 1980er Jahren erreicht, hauptsächlich durch eine aggressive Preispolitik, die von Konkurrenten gefürchtet wurde.
Der Betrug und seine Mechanismen
Im Laufe von zehn Jahren erwarb die Balsam AG rund zwei Dutzend Konkurrenten. Diese Akquisitionen erfolgten ohne ordnungsgemäße finanzielle Kontrolle. Friedel Balsam gab später zu, den Überblick über die Kosten verloren zu haben. Das Unternehmen wies negative Geschäftszahlen auf und es gab finanzielle Defizite. Der Hauptfokus lag auf Umsatzwachstum und Unternehmensgröße, was zu erheblichen finanziellen Problemen führte. Um diese Probleme zu verschleiern, griffen Friedel Balsam und der Buchhalter Klaus-Detlev Schlienkamp zu verschiedenen Tricks. Sie nutzten dabei ihre Beziehungen zu einem Finanzierungsdienstleister namens Procedo. Schlienkamp begann, überhöhte Rechnungsbeträge bei Procedo anzugeben, um das Kreditvolumen zu erhöhen. Schließlich wurden sogar vollständig gefälschte Rechnungen eingereicht. Dieses System wurde zu einem Schneeballsystem, bei dem die realen Aufträge von 40 Millionen DM Schulden von 1,8 Milliarden DM gegenüberstanden.
Die Auswirkungen des Betrugs
Die Balsam AG hatte Kredite von insgesamt 50 Kreditgebern aufgenommen, die ihre Investitionen fast vollständig abschreiben mussten. Es gab keine nennenswerten Vermögenswerte, die den Schaden der Banken hätten reduzieren können. Nur die Deutsche Bank und die damalige Dresdner Bank konnten von der verbleibenden Konkursmasse profitieren. Zudem mussten einige Gemeinden zu Unrecht erhobene Gewerbesteuern zurückzahlen.
Der Prozess
Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Kreditbetrugs, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung ein. Der Prozess dauerte drei Jahre und endete mit verschiedenen Strafen für die Beteiligten. Friedel Balsam wurde zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt, während Schlienkamp, der als einziger ein Geständnis ablegte, zu zehn Jahren verurteilt wurde.
Zusammenfassung
– Die Balsam AG wurde 1965 von Friedel Balsam gegründet und wurde zum weltweit größten Sportbodenhersteller.
– Durch aggressive Preispolitik und den Kauf von Konkurrenten dominierte die Balsam AG den Markt.
– Finanzielle Unregelmäßigkeiten und der Mangel an ordnungsgemäßer Kontrolle führten zu erheblichen Schulden.
– Der Betrug wurde 1994 aufgedeckt, wobei Schulden von 1,8 Milliarden DM gegenüberstanden.
– Der Prozess gegen die Beteiligten dauerte drei Jahre und endete mit verschiedenen Strafen.
Das könnten Ihre Fragen dazu sein:
Was war die Balsam AG?
Die Balsam AG war ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Sportböden spezialisiert hatte und zum weltweit größten Hersteller in diesem Bereich wurde.
Wann wurde der Betrug der Balsam AG aufgedeckt?
Der Betrug der Balsam AG wurde im Jahr 1994 aufgedeckt.
Was waren die Hauptursachen für den finanziellen Zusammenbruch der Balsam AG?
Die Hauptursachen waren finanzielle Unregelmäßigkeiten, der Mangel an ordnungsgemäßer Kontrolle und eine übermäßige Fokussierung auf Umsatzwachstum und Unternehmensgröße.
Wie endete der Prozess gegen die Beteiligten der Balsam AG?
Der Prozess endete mit verschiedenen Strafen für die Beteiligten, wobei Friedel Balsam zu acht Jahren und Klaus-Detlev Schlienkamp zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Wie reagierten die Kreditgeber auf den Betrug der Balsam AG?
Die Kreditgeber mussten ihre Investitionen fast vollständig abschreiben, da es keine nennenswerten Vermögenswerte gab, die den Schaden hätten reduzieren können.
Was war die Rolle von Klaus-Detlev Schlienkamp im Balsam AG Skandal?
Klaus-Detlev Schlienkamp war der Buchhalter der Balsam AG und spielte eine zentrale Rolle bei der Vorlage überhöhter und gefälschter Rechnungen, um das Kreditvolumen zu erhöhen.