Um fast 80 Prozent sind die Aktien des österreichischen Chipherstellers AMS seit Beginn der Coronavirus-Krise eingebrochen. Wechselten AMS-Aktien in der dritten Februarwoche noch zu Kursen über 40 Euro den Besitzer, kann man einen Anteilsschein Anfang der Woche unter 9 Euro erwerben.
Nicht nur, dass dadurch AMS-Aktionäre ein absolutes Debakel in ihren Portfolios verzeichnen, auch die geplante Übernahme des Lichtherstellers OSRAM gerät dadurch immer mehr ins Wanken. Zur Erinnerung: In einer Übernahmeschlacht hatte sich AMS schlussendlich gegen die Finanzinvestoren von Bain und Advent im zweiten Versuch durchgesetzt und die auf 55 Prozent reduzierte Mindestannahmeschwelle erreicht. Im ersten Versuch war AMS noch an der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent gescheitert, gerade mal 20 Prozent aller OSRAM-Aktien wurden zum angebotenen Übernahmepreis von 41 Euro angedient.
Inzwischen besitzt AMS nach eigenen Angaben mehr als 60 Prozent aller OSRAM-Aktien, die zum Preis von 41 Euro übernommen wurden. Und obwohl AMS erst Anfang Februar für 2019 neuen Rekorde beim Umsatz und Gewinn gemeldet hatte, sorgen sich immer mehr Anleger, dass die Coronavirus-Krise ein dickes Loch in die Bilanz von AMS schlagen könnte. Ein Problem, dass der Konzern vermutlich problemlos stemmen könnte, wären da nicht rund 4,6 Milliarden, die zur Übernahme von OSRAM aufgebracht werden müssten. Davon sollen 1,65 Mrd. Euro aus einer Kapitalerhöhung kommen, die AMS vom 16. bis 30. März zum Bezugspreis von 9,20 Schweizer Franken durchführen wollte. Und deren Erfolg mit jedem Euro, den der Aktienkurs von AMS weiter einbricht, immer mehr in Gefahr gerät. Denn warum sollen Anleger Aktien aus einer Kapitalerhöhung zu 9,20 CHF zeichnen, wenn sie die Papiere am Markt zuletzt zu unter 9 CHF kaufen konnten.
Deshalb wird das jetzt ein Rennen gegen die Zeit für AMS verbunden mit der Hoffnung, dass sich der Aktienkurs innerhalb der nächsten Tage nochmal deutlich über den Bezugspreis erholt.
Abzulesen ist das ganze Dilemma auch am Aktienkurs von OSRAM. Der sprang – erwartungsgemäß – nach Bekanntgabe des Übernahmeversuches in Richtung Übernahmepreis und verharrte von Dezember bis Anfang März im Bereich 40 bis 45 Euro. Nach dem Absturz der AMS-Aktien und den ersten Zweifeln an einer erfolgreichen Übernahme stürzten auch OSRAM-Aktien ab. Alleine in den letzten fünf Tagen um rund 50 Prozent auf den gestrigen Schlusskurs von 22,20 Euro.
Heute erholt sich der Gesamtmarkt deutlich, und damit wächst die Hoffnung der Anleger wieder, dass die Übernahme doch noch erfolgreich stattfinden kann. OSRAM-Aktien springen heute zu Handelsbeginn fast 25 Prozent auf 27,50 Euro zu, AMS-Aktien starten unverändert gegenüber gestern bei 9,10 Euro.
Das dürfte in den nächsten Tagen weiter sehr spannend bleiben.
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