Erst im August wechselten die Aktien des Essenslieferanten Delivery Hero vom MDAX in den deutschen Eliteindex DAX und ersetzten dort den Skandalkonzern Wirecard. Und das, obwohl Delivery Hero in seiner noch sehr jungen Unternehmensgeschichte bislang noch kein Geld verdient hat. Aber der Konzern erfüllte die Aufstiegskriterien der Deutsche Börse und lag sowohl beim Handelsumsatz sowie bei der Börsenbewertung unter den Top35 am deutschen Aktienmarkt.
In den DAX starteten die Papiere am 24. August bei rund 96 Euro, seitdem haben sie deutlich um 33 Prozent bis auf ihren Jahresendstand bei 127 Euro zugelegt. Im gesamten Börsenjahr 2020 summieren sich damit die Kursgewinne bei Delivery Hero auf 80 Prozent, nachdem die Aktien beim Kurs von 70,48 Euro in das neue Handelsjahr gestartet sind. Von allen 30 DAX-Werten legten die Papiere damit im abgelaufenen Börsenjahr mit Abstand am meisten zu, gefolgt von Infineon (+55 Prozent) und Merck (+33 Prozent).
Der Essenslieferant profitierte im zurückliegenden Jahr besonders stark von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen gesetzlich verordneten Einschränkungen wie den im ersten und (aktuell laufenden) zweiten Lockdown deutschlandweit geschlossenen Restaurants. Das führte zu einem wahren Boom bei Online-Bestellungen, wie die in den letzten Quartalen regelmäßig über den Erwartungen liegenden Zahlen und damit verbundenen Prognoseanhebungen bei Delivery Hero zeigten. Was auch dazu führte, dass die Aktien von zahlreichen Analysten hochgestuft und mit ambitionierten Kurszielen zum Kauf empfohlen wurden.
Gleichzeitig nutzte das Management von Delivery Hero auch die Gunst der Stunde und expandierte kräftig, u.a. im Nahen Osten durch die Übernahme durch InstaShop, den Zukauf des Geschäfts von Glovo in Lateinamerika oder das erst jüngst genehmigte Joint Venture mit Woowa in Asien.
Dank des hohen Aktienkurses kann sich Delivery Hero aktuell auch vergleichsweise einfach das für die Expansion notwendige Geld am Kapitalmarkt besorgen, so geschehen beispielsweise über eine im Juli begebene Wandelschuldverschreibung in Höhe von 1,5 Mrd. Euro.
Um das aktuell erreichte „ambitionierte Kursniveau“ sowie auch zukünftig weitere Kurssteigerungen zu rechtfertigen, muss Delivery Hero auch dann das zuletzt gezeigte Unternehmenswachstum bestätigen, wenn die Einschränkungen durch Corona nicht mehr bestehen und sich das öffentliche Leben wieder normalisiert. Dann wird sich zeigen, ob der Konzern langfristig in der Lage ist, auch ohne geschlossene Restaurants Gewinne zu erwirtschaften kann und damit das Geschäftsmodells auch „ohne Sonderfaktoren“ tatsächlich funktioniert.
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