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Nach dem Prüfbericht: Jetzt baut Wirecard den Vorstand um

Das Ergebnis der Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG, endgültig die immer wieder aufkommenden Vorwürfe der Manipulation bei Umsatzverrechnungen und unsaubere Bilanzierungspraktiken aus der Welt zu schaffen, ging beim Bezahldienstleister Wirecard komplett in die Hose. Nach dem Bericht bleiben weiter zahlreiche Fragen offen, besonders, da die Prüfer monieren, dass ihnen zahlreiche Informationen von Partnern von Wirecard nicht zur Verfügung gestellt wurden, sie dieses besondere oft kritisierte „Drittgeschäft“ also nicht prüfen konnten.

Dementsprechend fiel die Reaktion der Börse nach der Veröffentlichung des Berichts aus: Wirecard-Aktien, die sich gerade erst vom Mitte März erzielten Jahrestief bei 79,68 Euro bis auf rund 140 Euro deutlich erholen konnten, gingen danach wieder in die Knie. Innerhalb von nur zwei Wochen war die gesamte Erholung dahin und die Papiere rutschen um über 40 Prozent auf aktuelle 84,18 Euro ab. Damit liegen sie nur noch marginal über dem bisherigen Jahrestief beim Höhepunkt der Coronakrise.

Aktuell hat Wirecard jede Menge Vertrauen bei den Anlegern verspielt, dass nur sehr schwer zurückzugewinnen sein wird. Vor allem gegen den CEO Markus Braun richtete sich zuletzt viel Kritik, vor allem hinsichtlich der Kommunikationspolitik des Unternehmens. Das alleine die Veröffentlichung des als durchaus kritisch angesehenen KPMG-Berichts zweimal verschoben wurde, zeigt die Richtung an, in die die Kritik geht.

Auf diese Kritik versucht Wirecard nun mit einem Vorstandsumbau zu reagieren. Wie der Zahlungsabwickler heute bekannt gab, soll der Bereich Compliance, zuständig für die Überwachung von Regeln und Gesetzen, auf Vorstandsebene gehoben werden. Dazu wird der Compliance-Chef James Freis zum 1. Juli in den Vorstand berufen.

Außerdem soll der Vorstand um zwei Sitze auf sieben Vorstandsmitglieder erweitert werden. Neben dem Compliance-Vorstand wird es zukünftig auch noch einen neuen Vertriebsvorstand geben, der sämtliche Vertriebsaktivitäten und Vertriebsstrategien steuert. Der Vorstandsvorsitzende Markus Braun, auf den bislang viele Tätigkeiten vereint waren, soll sich zukünftig auf die strategische Entwicklung von Wirecard konzentrieren.

Damit dürfte Wirecard vor allem vielen Großaktionären entgegenkommen, die die Machkonzentration des CEO aufgrund der Größenordnung, die Wirecard nach dem rasanten Wachstum der letzten Jahre erreicht hat, immer stärker kritisiert hatten.

Man darf gespannt sein, ob die eingeleiteten Maßnahmen Vertrauen zurückgewinnen können und die Aktie mittelfristig wieder stabilisieren. Die aktuelle Handelswoche beenden Wirecard-Aktien mit einem Wochenverlust von 6,9 Prozent bei 84,21 Euro.

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Bild von Pixabay