Lange hat die Börse die sich rasch ausbreitende Coronavirus-Epedemie ausgeblendet und noch letzte Woche neue Rekordhochs markiert. Offenbar viel zu lange, denn heute ziehen die Anleger massiv die Reißleine. Mit der weiter rasanten Verbreitung des Virus in China, Südkorea und nun auch Italien wächst die Sorge der Anleger bzgl. der Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Der Wirtschaftsmotor China gerät bereits ordentlich ins Stottert: Alleine in den letzten zwei Wochen brachen die Autoverkäufe um 90 Prozent ein, ins Kino oder zu öffentlichen Veranstaltungen geht dort schon lange niemand mehr.
Vor allem aufgrund der Nachrichten vom Wochenende über komplett abgeriegelte Regionen in Italien und einem eingeschränkten Zugverkehr zwischen Österreich und Italien werfen die Anleger heute zum Wochenstart Aktien in großer Zahl aus ihren Depots. Beim DAX führt das bislang zu einem Kurseinbruch von aktuell 3,6 Prozent auf 13.097 Punkte, nachdem der deutsche Leitindex zwischenzeitlich sogar bis auf 13.050 Punkte abgerutscht ist.
Ordentlich in den Keller geht es auch mit Nebenwerten, der MDAX verliert 3,5 Prozent auf 27.953 Punkte, der TecDAX 3,7 Prozent auf 3.117 Punkte und der SDAX sogar 4,3 Prozent 12.315Punkte.
Blickt man auf die aktuelle vorbörsliche Indikation der wichtigsten US-Indizes, droht auch den Märkten in Übersee zum Wochenstart ein kräftiger Kurseinbruch. Denn der Dow Jones verliert aktuell rund 800 Punkte auf 28.200 Zähler, der S&P500 liegt 2,7 Prozent im Minus bei 3.248 Punkten und der Nasdaq100 verliert momentan 3,4 Prozent auf 9.130 Punkte.
Besonders im Blickpunkt der Anleger stehen heute die Aktien der Deutschen Lufthansa, Daimler, Commerzbank, CTS Eventim und Curasan.
Deutsche Lufthansa
Den größten Kursverlust im DAX verbuchen aktuell die Papiere der Deutschen Lufthansa. Den Anlegern bereitet Sorge, dass eine weltweite Pandemie besonders kräftig auf die Geschäfte der Fluggesellschaft als extrem konjunktursensibler Wert durchschlagen könnte.
Lufthansa-Aktien verlieren um 7,4 Prozent auf 13,71 Euro.
Daimler
Düster sieht es heute auch bei den Aktien des Autobauers Daimler aus, dem aktuell zweitschwächsten Wert im DAX. Neben der Reise- und Tourismusbranche sorgen sich die Anleger auch um die Geschäfte der Autobauer auf dem weltweit größten Autoabsatzmarkt China. Hier kursierten gestern Meldungen, dass alleine in den letzten zwei Februarwochen der Autoabsatz in China um mehr als 90 Prozent eingebrochen sein soll.
Daimler-Aktien verlieren bislang 5,9 Prozent auf 40,10 Euro. Damit summieren sich beim Stuttgarter Autobauer die Kursverluste in 2020 bereits auf rund 19 Prozent!
Commerzbank
Am Mittwoch wird die Commerzbank 150 Jahre, und das soll ordentlich gefeiert werden. Obwohl es momentan nicht allzu viele Gründe zum Feiern gibt. Denn die Geschäfte laufen schlecht und leiden auch unter der immer stärkeren Konkurrenz im Internet. Der Konzern ist groß, behäbig und hat immer noch viel zu viele Filialen. Und auch die Umstrukturierung kommt nur schleppend voran. Der Staat ist aufgrund seiner Rettungsaktion 2008 immer noch signifikant an der Coba beteiligt, auch das haftet dem Konzern weiterhin an. Und über allem liegt die desaströse Aktienkursentwicklung: Innerhalb der letzten fünf Jahre hat die Aktie rund 45 Prozent an Wert verloren und notiert aktuell nur wenig über ihrem Allzeittief.
Zwar zeigt sich zum Jubiläum Commerzbank-Chef Zielke zuversichtlich und sieht nach einem guten Jahresbeginn „gute Voraussetzungen für eine bessere Renditeperspektive“. Einzig der Gesamtmarkt tut ihm aktuell nicht den Gefallen, mitzufeiern. Im allgemein sehr schlechten Gesamtmarktumfeld fallen Commerzbank-Aktien heute deutlich um 4,8 Prozent auf 6,21 Euro.
CTS Eventim
Tiefrote Vorzeichen heute auch beim Tickethändlers und Konzertveranstalters CTS Eventim. Die Anleger sorgen sich, dass die weiterhin rasante Ausbreitung der neuen und hochansteckenden Lungenkrankheit auch zum Ausfall vieler von CTS organisierter Großveranstaltungen führen könnte. Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits am Wochenende in Italien, wo mehrere Fussballspiele und in Venedig der Karneval abgesagt wurden. Und aus China gibt es Meldungen, dass durch den Stillstand des öffentlichen Lebens inzwischen kein Mensch mehr ein Kino oder eine andere öffentliche Veranstaltung besucht.
CTS Eventim-Aktien rutschen mit einem Tagesverlust von inzwischen 12 Prozent auf 52,05 Euro – und damit ganz ans MDAX-Ende – ab.
Curasan
Völlig auf dem falschen Fuß wurden heute die Aktionäre des Medizintechnik-Spezialisten im Bereich Orthobiologie, der Curasan AG erwischt. Denn Curasan teilte heute vorbörslich mit, dass man gestern beim zuständigen Amtsgericht Aschaffenburg wegen der Überschuldung der Gesellschaft einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt habe.
Curasa-Aktien, die vorbörsliche noch rund 15 Prozent tiefer bei Kursen um einen Euro gehandelt wurden, brechen direkt nach Handelseröffnung um rund 90! Prozent auf aktuelle 0,13/01,4 Cent ein.
[adinserter block=“1″]
Bildquelle: Pixabay