Déjà-vu bei den Anlegern: Schon häufig gab es Vorwürfe gegen den Online-Bezahlabwickler Wirecard, in dubiose Geschäfte und Geldwäsche involviert zu sein, zuletzt (also vor dem gestrigen Tag) vom mysteriösen Research-Dienst Zatarra. Das Verhalten der Anleger gleicht sich auch immer wieder aufs Neue, damals rutschten die Papiere binnen Minuten über 25 Prozent von Kursen um die 45 Euro bis auf 32 Euro ab. Danach kam meist nicht mehr viel, die Papiere erholten sich wieder, erreichten irgendwann den alten Kurs und kletterten danach munter weiter. Der Shortseller, der die Gerüchte ausgelöst hat, hat vermutlich einen satten Gewinn eingestrichen, danach war Ruhe.
Meint man nun, die Anleger haben daraus so langsam etwas gelernt, dann wurde man gestern wieder eines Besseren belehrt. Nur dass die Vorwürfe gestern nicht von einem mysteriösen Analystenteam kamen (meist verbunden mit einem noch mysteriöseren Shortseller irgendwo auf Zypern), sondern von der seriösen Financial Times. Die Zeitung schreibt, dass sie eine interne Präsentation einsehen konnte, die wohl zweifelhafte Geschäfte in Asien zeigt. Wirecard dementierte die Bereichte schnell, aber die Anleger waren schon äußerst aktiv. Wirecard-Aktien, die vor dem Bericht mit 168 Euro kurz leicht im Plus notierten, rauschten binnen Minuten ab bis auf 126 Euro, ein Minus in der Spitze von 25 Prozent (Überraschung, die hatten wir zuletzt doch schon einmal…).
So schnell, wie die Aktien nach unten abrauschten, so schnell erholten sie sich aber auch wieder. Kurz, nachdem das Tagestief erreicht war, nutzten viele Anleger die Kurse zum Einstieg. Zwar schloss die Aktie mit 145,15 Euro immer noch 13% tiefer, allerdings lag das schon wieder 15% über dem Tagestief.
Und offenbar glauben die Anleger mehr dem Management, dass alle Vorwürfe weit von sich weist und den Bereicht als fehlerhaft einstuft, als den neuen Vorwürfen (was bei den letzten Short-Attacken meist auch die bessere Idee war). Denn blickt man auf die vorbörsliche Indikation, dann dürften sich die Aktien heute weiter von dem gestrigen Mini-Crash erholen. Die aktuelle vorbörsliche Indikation liegt mit 152,60/153,50 mehr als 5% über dem gestrigen Schlusskurs.
Trotz der Erholung sollten Anleger aber trotzdem weiter vorsichtig agieren, denn auch heute könnten die Schwankungen in der Aktie heftig werden. Allerdings zeigt die Richtung an, was die meisten Experten von den neuen Meldungen halten. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wurde bzw. immer einen kühlen Kopf bewahren!
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