Im finanzwirtschaftlichen Zusammenhang versteht man unter Arbitrage das Ausnutzen von Preisunterschieden bei einem Handelsproduktes (Marktgegenstandes) an verschiedenen Handelsplätzen mit der Absicht, risikominimiert einen Gewinn zu erzielen. Arbitragegeschäfte sind meist sehr kurzfristiger Natur, da sich die Preise an den verschiedenen Märkten in der Regel durch die durchgeführten Geschäfte schnell wieder einander angleichen.
Die Arbitrage ist daher, wie z.B. die Spekulation oder das Hedging, eine Strategie des Finanzmanagement.
In der Praxis versuchen Händler, an verschiedenen Börsenplätzen Kurs-, Preis- oder Zinsdifferenzen bei einem Handelsprodukt zu identifizieren, um an der preiswerteren Börse das Produkt zu erwerben und zeitgleich an der Börse mit dem höheren Preis zu veräußern. Damit werden praktisch risikolos Gewinne erzielt. Aufgrund der Kurzfristigkeit der eng beieinanderliegenden Trades werden Arbitragegeschäfte häufig computerbasiert ermittelt und aufgegeben, sind daher häufig auch eine im sogenannten „Algo-Trading“ eingesetzte Strategie.
Risikovergleich Arbitrage vs. Spekulation
Während Marktteilnehmer also versuchen, mittels der Arbitrage Kurs- bzw. Preisunterschiede an verschiedenen Börsen zur gleichen Zeit zu erkennen und auszunutzen, setzen sie bei der Spekulation auf Kurs- bzw. Preisunterschiede innerhalb eines bestimmten Zeitraumes.
Deshalb ist die Arbitrage meist nahezu risikolos, während die Spekulation mit Risiken, z.B. einer gegen die eigene Spekulationsannahme gerichteten Preisentwicklung, verbunden ist.
Differenzarbitrage
Von Differanzarbitrage spricht man, wenn ein Marktteilnehmer (Arbitrageur) ein Wertpapier (z.B. Aktie) an einem Handelsplatz kauft, um es zur gleichen Zeit an einem anderen Handelsplatz zu einem höheren Preis zu verkaufen. Die Systematik funktioniert auch über Leerverkäufe, hier verkauft der Arbitrageur das Wertpapier an einem Handelsplatz, um es zeitgleich an einem anderen Handelsplatz billiger zu kaufen.
Beispiel
Aktien der secunet Sec. Networks AG werden an Börse A zu folgendem Kurs gehandelt:
- Geld: 112,50 Euro (zu dem Preis können Anleger die Aktie verkaufen)
- Brief: 115,00 Euro (zu dem Preis können Anleger die Aktie kaufen)
Zur gleichen Zeit werden die Papiere an der Börse B zu folgendem Preis gehandelt:
- Geld: 115,45 Euro
- Brief: 116,20 Euro
Durch diese kurzzeitige Ineffizienz am Markt könnte ein Marktteilnehmer jetzt risikolos secunet-Aktien auf Börse A zum Briefkurs für 115 Euro kaufen und zeitgleich die Papiere an Börse B zum Geldkurs von 115,45 Euro verkaufen.
Das die Transaktion für den Spekulanten auch wirtschaftlich ein Erfolg wird, setzt niedrige Ordergebühren und eine ausreichend großes Handelsvolumen zu den angebotenen Kursen voraus.
Weitere Arten der Arbitrage
Neben der Differenzarbitrage, die im Wertpapierhandel die häufigste Art des Handels zur Ausnutzung von Preisunterschieden an unterschiedlichen Handelsplätzen ist, gibt es noch die Ausgleichsarbitrage und die Zeitarbitrage.
Von Ausgleichsarbitrage spricht man, wenn bei der Ausführung von Transaktionen (Kauf, Verkauf) der günstigste Teilmarkt zum Positionsausgleich gewählt wird. Es wird also der Teilmarkt mit dem niedrigsten (Kauf) oder höchsten (Verkauf) Preis gewählt, d.h. aus verschiedenen Teilmärkten der beste gewählt. Dagegen erfolgt kein gleichzeitiges Gegengeschäft.
Zeitarbitrage ist im engeren Sinne keine echte Arbitrage. Der Arbitrageur nutzt hier zeitlich auseinanderfallende Transaktionen aus, um Gewinne zu erzielen, beispielsweise bei Kursunterschieden bei Termingeschäften mit unterschiedlichen Laufzeiten.
Nutzen von Arbitrage
Wie im obigen Beispiel verdeutlich, setzt die Arbitrage kurzfristige Ineffizienzen bei gleich Wertpapieren in unterschiedlichen Märkten voraus. Treten diese auf, sorgen die folgenden Arbitragegeschäfte dafür, dass diese Ineffizienzen beseitigt werden, d.h. die Preise an den verschiedenen Handelsplätzen gleichen sich wieder an.
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